Welche Pferde sind am meisten von RAO bedroht?

Erhalten Sie Informationen über Rassen und Altersgruppen, die ein höheres Risiko für RAO (Recurrent Airway Obstruction) haben. Wir helfen Ihnen, Risikofaktoren zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

 

Welche Pferde sind am meisten von RAO bedroht? – Ein Blick auf die Risikofaktoren

 

Recurrent Airway Obstruction, besser bekannt als RAO oder im Volksmund "Dämpfigkeit", ist eine der häufigsten chronischen Atemwegserkrankungen bei Pferden. Wenn Sie ein Pferd mit RAO haben oder jemanden kennen, der betroffen ist, wissen Sie, wie frustrierend und einschränkend diese Krankheit sein kann. Aber sind alle Pferde gleich gefährdet? Oder gibt es bestimmte Kandidaten, die ein höheres Risiko tragen, RAO zu entwickeln? Genau das schauen wir uns heute an, damit Sie Risikofaktoren erkennen und Ihr Pferd schützen können.

 

Was genau ist RAO noch mal?

Bevor wir zu den Risikopatienten kommen, kurz zur Erinnerung: RAO ist eine chronische Entzündung der unteren Atemwege, die keine Infektion ist, sondern meist eine allergieähnliche Reaktion auf eingeatmete Reizstoffe. Stellen Sie sich eine Überempfindlichkeit der Lunge vor, vor allem gegenüber Staub, Schimmelsporen und anderen winzigen Partikeln, die in Heu, Stroh oder einer staubigen Umgebung lauern. Die Lunge reagiert darauf mit Schleimbildung, Entzündung und Verkrampfung der Bronchien – was das Atmen schwer macht.

 

Das Umfeld ist der Hauptverdächtige, aber nicht der Einzige

Eines ist ganz klar: Die Umgebung ist der entscheidende Faktor bei der Entstehung von RAO. Ein Pferd, das ständig hoher Staub- und Schimmelbelastung ausgesetzt ist (z.B. in schlecht belüfteten Ställen mit staubigem Heu und Stroh), hat ein massiv erhöhtes Risiko, diese Krankheit zu entwickeln. Egal welche Rasse oder welches Alter – schlechtes Management kann jedes Pferd krank machen.

Aber stimmt es, dass manche Pferde anfälliger sind als andere, selbst wenn die Bedingungen nicht optimal sind? Ja, die Forschung und die Praxis zeigen, dass bestimmte Faktoren das Risiko erhöhen können.

 

Alter spielt eine Rolle – Meist ein Problem reiferer Pferde

RAO im klassischen Sinne, die sogenannte "Dämpfigkeit", betrifft typischerweise mittelalte bis ältere Pferde. Oft entwickelt sich die Krankheit schleichend und wird im Alter von etwa 7 bis 10 Jahren oder später sichtbar. Das liegt daran, dass es Zeit braucht. Die ständige Einwirkung von Reizstoffen über Jahre hinweg führt zu einer chronischen Belastung und Sensibilisierung der Atemwege. Es ist wie ein Fass, das sich langsam füllt – bei manchen dauert es länger, bei manchen weniger lange, bis es überläuft und die Symptome auftreten. Jüngere Pferde sind zwar nicht komplett sicher (sie können andere Formen von Atemwegsproblemen oder eine Vorstufe von RAO entwickeln, die IAD – Inflammatory Airway Disease), aber die ausgewachsene, klassische RAO ist meist ein "Altersleiden", das auf jahrelange Exposition zurückgeht.

 

Genetik und Rasse – Gibt es eine Veranlagung?

Es gibt starke Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Manche Pferde scheinen einfach empfindlicher auf die Umweltreizstoffe zu reagieren als andere. Auch wenn es keine "RAO-Rasse" gibt, bei der jedes Tier erkrankt, scheinen einige Rassen oder Blutlinien häufiger betroffen zu sein als andere.

Oft hört man, dass Warmblüter oder Sportpferde anfälliger seien. Dies mag teilweise an einer tatsächlichen genetischen Prädisposition liegen, aber es hängt oft auch stark mit der typischen Haltung und Nutzung dieser Pferde zusammen: Sie verbringen oft mehr Zeit im Stall oder arbeiten in Reithallen, wo die Staubbelastung höher ist als auf der Weide. Auch bestimmte schwere Rassen oder Kaltblüter werden manchmal als anfälliger beschrieben, möglicherweise aufgrund von Stoffwechseleigenschaften oder ihrer Brustkorb-Konformation.

Es ist jedoch wichtig zu betonen: Nur weil Ihr Pferd einer bestimmten Rasse angehört oder älter ist, bekommt es nicht automatisch RAO. Und ein junges Pferd oder ein Pferd einer "weniger gefährdeten" Rasse ist nicht immun, wenn die Haltungsbedingungen schlecht sind! Die Genetik lädt quasi die Waffe, aber das Umfeld drückt ab.

 

Zusammenspiel der Faktoren – Wenn Veranlagung auf Umwelt trifft

Das höchste Risiko tragen also Pferde, bei denen mehrere Faktoren zusammenkommen:

  • Ein Pferd mit einer genetischen Veranlagung, das
  • mittelalt oder älter ist und
  • über längere Zeit hoher Belastung durch Staub und Schimmel ausgesetzt war (z.B. durch häufige Stallhaltung, staubige Einstreu und minderwertiges Raufutter).

Dieses Zusammenspiel erklärt, warum in einer Gruppe von Pferden unter den gleichen Bedingungen manche erkranken und manche nicht.

 

Prävention: Sie haben Einfluss!

Die gute Nachricht ist: Auch wenn Sie das Alter oder die Genetik Ihres Pferdes nicht ändern können, haben Sie riesigen Einfluss auf den wichtigsten Faktor – die Umwelt! Präventive Maßnahmen sind die beste Verteidigung gegen RAO:

  • Maximale Belüftung: Sorgen Sie für so viel Frischluft im Stall wie möglich – lieber kühl und frisch als stickig.
  • Staubarmes Raufutter: Setzen Sie auf hochwertige Heuqualität. Bei Bedarf bedampfen oder wässern Sie das Heu (Bedampfen ist effektiver gegen Schimmelsporen).
  • Staubarme Einstreu: Verwenden Sie Alternativen zu staubigem Stroh, wie z.B. Späne, Leinstroh oder spezielle Pellets.
  • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft: Ermöglichen Sie Weidegang oder Paddock-Zeit, so oft es geht.
  • Saubere Trainingsumgebung: Vermeiden Sie stark staubige Reithallen oder Außenplätze.

Fazit: Wissen schützt und ermöglicht Handeln

Auch wenn bestimmte Pferde aufgrund ihres Alters oder ihrer genetischen Veranlagung anfälliger für RAO sind, ist die Umweltbelastung durch Staub und Schimmel der entscheidende Auslöser. Wenn Sie wissen, welche Faktoren das Risiko erhöhen, können Sie proaktiv handeln und die Haltungsbedingungen Ihres Pferdes optimieren. Das ist die wirksamste Prävention, um die Atemwege Ihres Pferdes gesund zu erhalten – unabhängig von Rasse und Alter. Beobachten Sie Ihr Pferd aufmerksam und handeln Sie frühzeitig, wenn Sie Anzeichen von Atemwegsproblemen bemerken.